Südwindföhn im Sauerland

In den vergangenen Tagen (November 2018) wurde das Sauerland endlich von einem lang ersehnten Südwind vor einer nahenden Kaltfront "heimgesucht". Der 07.11.2018 war ein klassischer Tag. Dank der Schleppmaschine aus Meschede und dem Einsatz von Serge Fink und René Hanses, konnten wir insgesamt vier Flugzeuge in die Luft - bist auf eine Höhe von 4.000 m - bringen.

Zuerst schleppte Serge mich in der LS8 ins Ruhrtal. Bereits in niedriger Höhe bemerkten wir die Bewegung in der Luft! Gegen kurz nach 11 Uhr klinkte ich zu Testzwecken in 1.500 m über Meschede aus und konnte direkt sinnvolles Steigen über Enste ausmachen. Darauf schleppte René Serge in der eigenen LS6 und Lothar Unterhalt im Duo Discus zu meiner Position. Wir trafen großflächiges Steigen mit ca. 1,5 m/s an. René startete direkt im Anschluss per Selbststart mit dem Arcus hinterher. Ich flog das Gebiet weiträumig ab um das Steigen genau zu lokalisieren. Die Welle war dynamisch, bewegte sich über einen Bereich von 5-7 km lateral bis zur maximalen Höhe. Der Himmel war blau, ganz vereinzelt traten in der Ferne am Diemelsee und in Richtung Werdohl Rotor-Wolken in ca. 1.000 m Grund auf. Von Westen konnte man die Kaltfront kommen sehen.

Da man normalerweise mit einem Segelflugzeug nicht über Flugfläche 100 (10.000 Fuß, ca. 3.000 Meter) steigen darf, nahmen wir Kontakt zu den Fluglotsen auf. Ich schilderte unsere Situation, auch um die Controller auf das Vorhandensein von Segelflugzeugen in dieser Höhe aufmerksam zu machen. Ohne Transponder bekam ich eine Freigabe auf FL110. Die anderen beiden nach mir gestarteten (Duo Discus u. LS6) durften ebenfalls ohne Transponder mit steigen. Der Arcus übermittelte dann schließlich eine Transponderposition, mit dessen Hilfe wir dann eine Freigabe bis FL130 (ca. 4.000m) bekamen. Es war ein professioneller Umgang mit Radar, mit Verständnis auf beiden Seiten. Sehr vorbildlich und ein riesiges Dankeschön, falls es jemand liest.

Beim Passieren von 3.800 m nahm das Steigen allmählich von 0,5 m/s auf 0,1 m/s ab, ich beendete auch mangels Freigabe den weiteren Steigflug in FL127, 3.855 m.

Gemeinsam mit dem Arcus verließen wir den Steigbereich nach Osten, um einen weiterent Spot am Diemelsee zu finden. Auf dem Weg dorthin klapperten wir alle uns bisher bei Südwind bekannten Punkte ab. In der Höhe war leider ausser einem Nullschieber nichts weiter zu holen. Ich bin mir aber sicher, dass es in niedrigerer Höhe auch sinnvolles Steigen gab. Wir drehten am Diemelsee (Ende Sauerland) um, und machten uns auf den Rückweg zum stärksten Spot im Ruhrtal.

Dieser hatte etwas an Mächtigkeit verloren, in FL100 ging es weiter nach Westen. Der Arcus versuchte sein Glück bei Werdohl und ich in Richtung Rönkhauser Becken, mit dem Ziel die Welle an der Nordhelle evtl. erreichen zu können. Das letzte sinnvolle Steigen im Westen fanden wir ca. bei der Position des alten Flugplatz von Sundern-Seidfeld.

Am Rönkhauser Becken konnte ich nur einen Nullschieber herauskitzeln, der Arcus M musste den Motor in Werdohl bemühen. Es entwickelten sich in der Ferne weitere Rotor-Wolken in etwa 1.500 m Grund. In der Höhe war eine klare Inversion zu erkennen. Als wir unterhalb fielen, wurde die Luft überraschend schlagartig turbulent. Es war kein weiteres sinnvolles Steigen mehr auszumachen. Die einsetzende Thermik hatte den Wellenapparat also gegen ca. 14 Uhr zum erliegen gebracht. Nach und nach fielen wir nach ca. 140 km Strecke und 4 Stunden Flugzeit wieder in Oeventrop ein.

Ein toller Tag, zwar nicht im Sinne einer großen Strecke, aber knapp 4.000 m im Sauerland sind nach fast 10 Jahren "Forschung" schon etwas Besonderes!

Das wir drei Tage später erneut eine Chance bekamen, war umso schöner! Am 10.11.2018 trafen wir uns bereits zu Sonnenaufgang, um die Welle zu erobern. Der Tag war von starker Feuchtigkeit geprägt und wir wurden ein paar Mal nass. Der Sauerlandföhn hat es jedoch geschafft, den größten Regen abzuhalten. Bevor überhaupt gemauert werden konnte, sind wir einfach gestartet und haben es probiert!

Der erste Versuch aus der Winde war leider nicht besonder erfolgreich. Wir konnten am Hang nur auf knapp 1.000 m steigen. Der starke Gegenwind von ca. 80 km/h peitschte uns immer wieder zurück an den Hang, anstatt uns in die Welle vorzulassen.

Nach einem durchgezogenen Regenschauer wurde die Luft jedoch sofort stabilisiert, und die Welle konnte bis in deutlich niedrigere Bereiche "durchschlagen". Die Rotorbewölkung war nun deutlich niedriger als zu Anfang des Tages. Wieder am Hang hochgearbeitet, kämpften wir (Hannes auf LS8, Hendrik im Discus 2b vom Förderverein Leistungssegelflug NRW, Alex Treptow im Vereins Discus und ich allein im Duo) mit den Rotoren unterhalb der Welle.

Nach einigen Anläufen und verschiedenen "Tricks" schafften wir es, uns geschickt in die Welle über Oeventrop in ca. 1.000 m einzufädeln. Durch die Feuchtigkeit waren die Wellenstrukturen klar gekennzeichnet. Große Föhnlöcher, Rotorwolken und Lenticularis sorgten für spektakuläre Bilder. Wir schafften den Sprung ins Ruhrtal und konnten das erste mal über 2.000 m steigen. Jedoch war nach wie vor der stärkste Spot direkt über unserem Flugplatz in Oeventrop. Am Ende des Tages konnten wir gemeinsam mit ca. 0,5-0,8 m/s auf knapp 3.000 Meter steigen! Leider war soviel los, dass uns dieses Mal die Lotsen keine erneute Freigabe erteilen konnten. Wir beendeten den Steigflug und nutzten die Zeit für ein paar schöne Fotos vor der genialen Optik.

Ein super Tag im Sauerland, fast 5 Stunden Flugzeit pro Nase und wunderbare Eindrücke im November. Vielen Dank an Marko Prünte, Jörg Löser und Peter Enste für die "Starthilfe" als Flugleiter und Windenfahrer!

Autor: Tim Sirok

Bilder-Galerie

Zu dritt in der Welle.
Aufbau bei Sonnenaufgang.
Imposante Wolken-Optik.
Die LS8 ganz nah.
Hendrik Löser in der "NW2".