Multiplikatorenlehrgang Alpenflug Saint Auban 2017
Die französischen Seealpen eröffnen die Chance zu völlig neuen Flugerlebnissen in einer faszinierenden Region. Auch wenn Norddeutsche uns im Sauerland uns um unsere bergige Region beneiden, sind schroffe Felswände bis zu 4.000 m dann doch eine andere Liga. Um eine fundierte Einweisung in die neuen Möglichkeiten, aber auch die Risiken des Alpenfliegens zu erhalten, nahm ich im August 2017 am zweiwöchigen Multiplikatorenlehrgang der Bundesluftsportjugend in Saint Auban teil. Das nationale Segelflugzentrum Frankreichs tief in der reizvollen Provence bietet sowohl eine gute Ausgangslage als auch eine ausreichende Infrastruktur für den Einstieg in den Alpenflug.
Nachdem ich in der zweiten Augustwoche unsere LS-8 direkt im fliegenden Wechsel von Hendriks erfolgreicher Teilnahme an der Qualifikationsmeisterschaft in Stölln übernommen habe, nutze ich die Tage vor der Abreise für die nötigen Vorbereitungen: so mussten Farbwarnfolien für eine bessere Erkennbarkeit verklebt werden, außerdem eine Sauerstoffanlage verbaut werden, die bei Flügen in größeren Höhen benötigt wird, wie sie in den Alpen erreicht werden.
Dann machte ich mich am Freitag, den 11. August auf die 1.200 km lange Strecke quer durch halb Europa. Die Fahrt verlief ohne größere Probleme und so konnte ich dann erschöpft nach vielen Stunden Autobahn mein Zelt im angenehm warmen, vom Mittelmeer geprägten Klima aufbauen.
Am nächsten Tag lernte ich die anderen elf, aus ganz Deutschland angereisten, Lehrgangsteilnehmer sowie unsere beiden Trainer, Gerd Weinelt und Janik Eggler, kennen und besprachen das Programm der nächsten Tage. Vorgesehen war ein steter Wechsel aus Theorie am Morgen, welche die Zeit überbrückte, bis die Berge ausreichend aufgeheizt und die Thermik sich entwickelt hat, und danach natürlich die praktische Umsetzung in den Flugzeugen, die wir alle herbeisehnten.
Der erste Lehrgangstag begrüßte uns dann direkt mit Hammerwetter. Leider mussten wir nach knapp zwei Stunden Einweisung im Doppelsitzer schon wieder landen, da die Nächsten schon auf selbige warteten. Aber dieser Flug 113 km/h Schnittgeschwindigkeit machte Lust auf mehr.
In den nächsten Tagen war das Wetter ebenfalls sehr gut, wenn auch nicht ganz so überragend wie am ersten Tag. Wir haben uns dann die Gegend im Einsitzer selbstständig erflogen. Dabei wurde sehr viel Wert auf eine sichere Durchführung unserer Flüge gelegt, aber auch darauf geachtet, dass wir selber die taktischen Entscheidungen treffen und die Folgend daraus beobachten.
Dank einer falschen dieser taktischen Entscheidungen, die ich am ersten Tag getroffen habe, landete ich nach einem eher kurzen Flug auf dem Flugplatz La Motte du Caire – einer der wenigen Flugplätze der Region ohne F-Schlepp Möglichkeit, sodass ich reumütig den Nachhauseweg per Anhänger antreten musste. Mit den Erkenntnissen aus diesem Fehler klappte es in den nächsten Tagen besser, sodass ich den südlichen Teil der Gegend um die bekannte Rennstrecke Parcour sehr gut kennenlernte und mich langsam immer weiter nach Norden vortastete.
Am Samstag legten wir den in Saint Auban vorgeschriebenen Ruhetag ein und begutachteten die im Außenlandekatalog verzeichneten Felder der Region. Zeitgleich setzte eine Nordströmung ein und diese den Wetterlagen der letzten Tage mit ihrer starken Thermik ein Ende. Der Fokus verlagerte sich jetzt vom Fliegen an den Wolken über dem beeindruckenden Alpenrelief hin zum dynamischen Fliegen in Wellensystemen und Hangaufwinden. Der Sonntag war auch noch geprägt von schwachem Wind zusammen mit schwacher Thermik, sodass die Flüge kürzer ausfielen.
Die folgende Woche begann dann aber wieder mit besserem Wetter und einer interssanten Mischung aus Thermik und Wellenwetterlagen, die wir nutzten. Leider waren ein auch immer wieder Schauer eingelagert, die unsere Flüge in einige Richtungen einschränkten und mich am letzten Tag auch noch einmal außerhalb von Saint Auban landen ließen. Dennoch lieferte diese von einer nordwestlichen Strömung geprägte Wetterlage mit viele interessante Eindrücke, wir konnten imposante Wolkenformen ebenso bestaunen wie die Angriffe von Löschflugzeuge auf einen Waldbrand, der in den trotz einzelner Schauer noch staubtrockenen Landschaft ausgebrochen war.
Es waren zwei unvergessliche Wochen in Saint Auban, die Lust auf mehr machen. Vielen Dank an den Verein, mir dafür dieses tolle Flugzeug zur Verfügung zu stellen. Ich sehne mich schon nach dem nächsten Mal Fliegen in den französischen Seealpen und freue mich, wenn wir auch in Zukunft mit mehr Fliegern aus unserem Verein diese faszinierende Region erleben.
Autor: Jens Frische
Bilder: Janik Eggler, Jens Frische